Der Bürgerschützenverein in der Zeit des Nationalsozialismus

 

 

 

 

Ein Schützenfestumzug in den 1930er Jahren. Die Aufnahme ist entstanden auf der Neuenhauser Straße. In dem Gebäude mit dem Flachdach befindet sich im Jahre 2023 der Grillimbiss „Der Holländer“.

 

 

 

Die Gleichschaltung der Vereine

Bereits kurz nach der Machtergreifung im Januar 1933 erkennt man an den Protokollen des Bürgerschützenvereins, das ein anderer Zeitgeist Einzug hält.

Im Frühjahr 1933 tritt der langjährige 1. Präsident Willi Heemann, laut Protokoll wegen eines „Zwischenfalls“, plötzlich zurück. Seine Aufgaben übernimmt zunächst Jan Sietzen und ab Oktober 1933 Johann Epmann. Im Laufe des Jahres 1934 kann Willi Heemann zu einer Rückkehr bewegt werden und er übernimmt erneut die Vereinsführung.

Am 02.04.1933 ergeht der Beschluss, dass der Verein in Zukunft geschlossen an nationalen Veranstaltungen teilnehmen wird.

Auf Druck der Reichsleitung der NSDAP wird die traditionelle und immer gut besuchte Theateraufführung mit Festball vom zweiten Weihnachtstag auf den 01. Januar verlegt. Dazu gibt es im Vorfeld zwar hitzige Diskussionen und erheblichen Widerstand, doch der Verein fügt sich.

 

Im Mai 1934 muss sich der Verein dem deutschen Schützenbund anschließen. Laut Parteibeschluss darf es in jeder Stadt oder größeren Gemeinde nur noch einen Schützenverein geben. Vereine mit weniger als 40 Mitgliedern werden aufgelöst.

Der Vorstand darf nicht mehr gewählt werden, sondern die Führung wird ernannt und der 1. Vorsitzende bestimmt seine Mitarbeiter. Die in ein Amt bestimmte Person (auch wenn sie in der Versammlung nicht anwesend ist), kann die Aufgabe nicht ablehnen und ist verpflichtet das Amt anzunehmen. Bei einer Ablehnung wird das Mitglied aus dem Verein ausgeschlossen.

 

Aus der bisherigen Bezeichnung „Präsident“ wird Vereinsführer“.

 

Im Februar 1935 wird der deutsche Schützenbund aufgelöst und der Schützenverein wird dem Reichsbund für Leibesübungen unterstellt.

Im März 1935 muss der Verein auf Veranlassung des Reichssportführers ein großes Opferschießen zugunsten des Winterhilfswerkes gegen Hunger und Kälte durchführen. Es findet statt auf dem Schießstand der SA beim Schenkwirt Gerlink in Bauerhausen. (später Gaststätte Weißer Berg am Ortsausgang Richtung Itterbeck)

 

Beim Schützenfest 1935 schreibt der Schriftführer, dass der Festzug eine besondere Note erhalten hat dadurch, dass die „Körjungens“ – die jungen Männer, die bei der Musterung zu den Soldaten gezogen sind, auf einem festlich geschmückten Wagen mitfahren. 

Um ihre Verbundenheit mit der Bevölkerung zu zeigen marschieren beim Schützenfest 1938 die Frauen vom Reichsarbeitsdienst mit.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei den großen Umzügen, die in den 1930er Jahren am 1. Mai in Uelsen stattfinden, ist auch der Schützenverein mit einer großen Abordnung vertreten.

Die Aufnahme ist in der Ortsmitte entstanden.

 

 

 

Hermann Vos – Vereinsmitglied mit jüdischem Glauben.

 

Nach der „Neugründung“ des Vereins im Jahre 1898 wird Hermann Vos im Protokoll vom 24.11.1899 als stellvertretender Schriftführer erwähnt. Er beteiligt sich auch für einige Jahre an den Theateraufführungen des Bürgerschützenvereins.

In den folgenden Jahren ist er u.a. 1. Präsident und 1. Kommandeur. Nach dem ersten Weltkrieg bekleidet er von 1919 bis 1927 das Amt des 2. Präsidenten. Im Jahre 1928 wird ihm die Ehrenmitgliedschaft verliehen. In den Kassenbüchern (das Vereinsjahr war vom 01.10. bis zum 30.09. des nächsten Jahres) wird er bis 1935 als beitragsfreies Ehrenmitglied aufgeführt. Im Jahre 1936 wird Hermann Vos aus dem Bürgerschützenverein ausgeschlossen. Wie schwer muss es wohl dem damaligen 1. Präsidenten Willi Heemann gefallen sein, seinem langjährigen Weggefährten diese Nachricht zu überbringen.

 


 

Das Ehepaar Hermann und Johanna Vos wird am 29. Juli 1942 in das KZ Theresienstadt deportiert und im September 1942 im KZ Treblinka ermordet.

 

Ein im Nationalsozialismus verfolgtes Vereinsmitglied

 

Albert Berens wird am 26.10.1905 in Uelsen geboren. Er ist ein einfacher Arbeiter, hat keinen Beruf erlernt und ist ledig. Im Jahre 1923 wird er Mitglied im Bürgerschützenverein und ist für einige Jahre Fahnenträger. Bei Durchzügen und sämtlichen Versammlungen (diese wurden seinerzeit noch monatsweise abgehalten) ist er stets vertreten.

Zusammen mit seinen Brüdern tritt er schon sehr früh in die NSDAP ein. In den Jahren 1930/31 ist Albert Berens als SA-Mitglied ein eifriger Kämpfer für die Partei.

Im Sommer 1932 wechseln Albert und seine Brüder dann zur extrem linken Partei, der KPD und marschieren in ihren SA-Uniformen bei KPD-Demonstrationen in Nordhorn mit. Nach der Machtergreifung der NSDAP erfolgt am 28.02.1933 eine Hausdurchsuchung bei der Familie Berens.

 Albert Berens wird Anfang Juli 1933 verhaftet und für ein halbes Jahr im KZ Börgermoor interniert. Ende 1939 erfolgt erneut seine Verhaftung.

 

 

 

 

 

Am 14.01.1940 wird Albert Berens im KZ Sachsenhausen ermordet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit diesem kurzen Fernschreiben werden 1200 Menschen in den Tod geschickt