von Gerrit-Jan Hesselink
Mit Fußball-Freundschaftsspielen gelang im Spätsommer 1950 zwischen Uelsen und seinen niederländischen Nachbarn eine erste Annäherung nach dem Zweiten Weltkrieg. Zunächst traf Olympia Uelsen auf den HVC Hardenberg, später wurde gegen den TVC Tubbergen gespielt. Bald darauf gab es auch eine Annäherung auf Ratsebene, die in Form gegenseitiger Besuche bis heute Bestand hat.
Nach Kriegsende blieb die Grenze geschlossen. Im Mai 1945 wurde eine 3,7 Kilometer breite, rund 6900 Hektar große Sperrzone auf Grafschafter Gebiet ausgewiesen. Bis 1947 blieb diese Fläche evakuiert. Erst ab Dezember 1947 war es den Niederländern erlaubt, ohne Visum nach Deutschland einzureisen. 1948 gab es für die deutschen Grenzbewohner einen Grenzgängerpass. Erst 1952 wurde die Sperrzone offiziell wieder aufgehoben.
Die Zeitungen berichteten vom Fußballspiel, das Uelsen und Hardenberg am 12. August 1950 austrugen, mit dem Titel „Neue Bande der Freundschaft“ und schrieben: „Am letzten Sonnabend begrüßte ,Olympia‘ zwei Mannschaften aus Hardenberg. Eine große Zahl von Sportlern und Sportfreunden hatte sich im Vereinslokal Vorrink zum Empfang der Gäste eingefunden. Ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Die Hardenberger konnten nicht den direkten Weg über Vennebrügge nehmen, sondern mussten die Grenze bei Eschebrügge passieren. Aber um 16 Uhr rollte schließlich der große Reisewagen mit den beiden Mannschaften und einigen Schlachtenbummlern ein. Nach dem offiziellen Empfang ging es zum Sportplatz. Im Vorspiel trafen sich die zweiten Mannschaften. Als im Anschluss an dieses Spiel die ersten Mannschaften den Platz betraten, überreichte der Vorsitzende des Uelsener Vereins der Hardenberger Mannschaft eine Urkunde.“ Die Urkunde ist vom Vorsitzenden Brinkmann, Geschäftsführer Blekker und Fußballfachwart Butzke unterzeichnet. Nach dem Spiel trafen sich beide Vereinsvertretungen bei Vorrink zu einem Unterhaltungsabend, auf dem die Uelsener Kapelle für Stimmung sorgte. All zu früh mussten die gerne betreuten Gäste diese frohen Stunden abbrechen, da sie bis 23.30 Uhr die Grenze zu passieren hatten. Beide Vereine gewannen an diesem Spieltag die Gewissheit, dass der Sport eine völkerverbindende Mission zu erfüllen hat.
Etwa drei Wochen später war der TVC Tubbergen Gast in Uelsen. Am 17. September 1950 folgten Olympia Uelsen und die Gemeindevertreter unter der Leitung des stellvertretenden Bürgermeisters Spalink einer Einladung der Gemeinde Tubbergen sowie der Tubbergener Fußballvereinigung. Die große Bedeutung wurde sichtbar durch die Anwesenheit der Bürgermeister Brink aus Getelo und Holthuis aus Itterbeck. Sie wurden herzlich empfangen. Die Bürgermeister betonten die Bedeutung, Freude und Genugtuung des gegenseitigen Gedankenaustausches über die Grenze hinweg. Der gesamte Tubbergener Rat mit Bürgermeister Kohlenbrander sowie der Vorstand des TVC hatten sich eingefunden, um die Gäste zu begrüßen. Da auf Veranlassung von Kohlenbrander der Grenzübertritt von 20 auf 22 Uhr verlängert wurde, gab es im Anschluss noch ein gemütliches Beisammensein. Die Zeitung „Twentsch Dagblad Tubantia“ berichtete einige Tage später, dass dieses Spiel ein unerfreuliches Nachspiel haben sollte. Tubbergen habe ohne Genehmigung gegen eine deutsche Mannschaft gespielt. Der Verein habe deshalb mit einer empfindlichen Strafe zu rechnen.