Weihnachten 1950 in Uelsen

von Christel Hömberg

Ich war vier Jahre alt und wohnte mit meinen Eltern in zwei winzigen Zimmern im Elternhaus meiner Mutter in Uelsen. Die Küche war ein kleiner Raum, vom Dachboden nur durch Holzwände abgeteilt. Durch die Ritzen konnte ich auf den Boden des alten Hauses gucken. Es gab kein fließendes Wasser und die Möblierung war sparsam. Ein Holztisch, dessen Sperrholzplatte vom Wasser aufgequollen war, vier Stühle, ein Küchenschrank, der Kochherd und ein Teewagen, auf dem auch der kleine Weihnachtsbaum Platz fand.

Kam Besuch, verschwand ich unter dem Tisch, um dort zu spielen, weil sonst kein Platz da war. Der Baum war mit selbst gebastelten Holzfiguren und Süßigkeiten geschmückt. Nach Weihnachten wurde er geräubert, aber die Schokolade schmeckte nach Rauch und Küchendunst. Das Lametta hatten meine Eltern mit einer Schere aus Alufolie selbst geschnitten, es war breit und lag mehr als es hing auf dem Baum. Um es warm in dieser Küche zu bekommen, musste tüchtig geheizt werden und plötzlich bogen sich die Kerzen unter der Wärme und hingen mit der Flamme nach unten.

Bekommen habe ich in diesem Jahr neben buntem Teller und einem Lebkuchenhaus ein neues Kleid für meine Puppe Zara und Puppenstuben: Schlafzimmer, Wohnzimmer und Küche. Das Schlafzimmer war aus einem stabilen Pappkarton gebastelt, Wohnzimmer und Küche aus einer Apfelsinenkiste – außen mit Steintapete beklebt, mit Fußboden aus einer braunen Strukturtapete und Fenstern, die keine waren, nur kleine Gardinen vermittelten den Eindruck.

Ja, und am zweiten Weihnachtstag gab es noch ein verspätetes Geschenk. Meine Schwester Marianne wurde geboren.

Das sind meine Erinnerungen an mein erstes bewusst erlebtes Weihnachtsfest.