Kirchgang in früheren Zeiten


Wahrscheinlich sind die Fotos in der Zeit zwischen den Weltkriegen aufgenommen worden.

 

 

Für die entfernt gelegenen Bauernhöfe war der Kirchgang aufgrund der schlechten Wegeverhältnisse und der Anreise mit dem Pferdewagen eine Angelegenheit die fast den gesamten Sonntag in Anspruch genommen hat. Über den freien Mittag zwischen den Gottesdiensten kehrten die Bauersfamilien dann in die sogenannten „Drinkershäuser“ ein. Die Verpflegung nahm man selbst mit. Als Gegenleistung für solche regelmäßige gastfreundschaftliche Aufnahme in einem Privathaus wurden der gastgebenden Familie Kartoffeln, Heu, Stroh oder Torf geliefert. Im Winter konnte bei den Gastgebern das mitgebrachte „Stövken“ für die Rückfahrt mit einem glühenden Stückchen Kohle oder Torf versorgt werden.

 

Für die Familien aus den näher gelegenen Bauernschaften gab es Kirchwege die nur zu Fuß begehbar waren. Sie führten auf dem kürzesten Weg zur Kirche.

 

Auch hatte jede Gemeinde ihren eigenen Eingang. Dieser durfte natürlich auch von den anderen Kirchgängern genutzt werden. So befand sich zum Beispiel die „Gölenkamper Döare“ im Kirchschiff nach Gölenkamp hin ausgerichtet.

 

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts gab es in der Kirche gekaufte private Familiensitze. Diese wurden zum Teil vererbt oder mussten neu gekauft werden.

 

Der Gottesdienst dauerte in der Regel meist mehr als eineinhalb Stunden wobei Männer und Frauen getrennt saßen. Für den Kirchenbesuch wurde die sogenannte Festtagskleidung getragen. Die Frauen zumeist in schwarz, eher selten in blau oder grün. Die Handtaschen haben ein goldenes Schlösschen mit zum Teil silbernen Bügeln. In der Handtasche befinden sich schöne Pfefferminzdöschen, ein Fläschchen „Eau de Cologne“ und das Geld für den Klingelbeutel. Auch die Männer sind in ihrem Sonntagsstaat kaum wiederzuerkennen.

 

Die mitgebrachten Gesangbücher sind zumeist alte Erbstücke mit zum Teil schöner Verzierung und werden gehegt und gepflegt.

 

Die Predigt wurde in Uelsen bis ca. 1900 in niederländischer Sprache gehalten und erst ab 1917 wurden die Kirchenlieder deutsch gesungen.

 

Die Aufnahme ist wahrscheinlich nach dem 1. Weltkrieg entstanden.

Ein Foto aus den ´60er 'Jahren.