Aus der Beilage „Der Grafschafter“ vom 02.Juni 1922.
Von Johann Diek
Ein Versuch der Übersetzung ins Hochdeutsche:
Pfingsbraut, du faule Haut,
Du fauler Sack, du Bettbezug,
Du Kirmeskopf, stehst um 9 Uhr auf,
Währest du ein bisschen eher aufgestanden
Hätten dir die Nesseln kein Leid gebracht!
In früheren Zeiten war es in Uelsen Sitte, dass die jungen Mädchen am zweiten Pfingsttage in aller Morgenfrühe aufstanden. Sie verabredeten sich dann wohl,
sich an einem bestimmten Punkte zu treffen. Stellte sich nun eine von den Genossinnen nicht zur bestimmten Stunde an dem Treffpunkt ein, so begab man sich zu ihrem Haus, um dort allerhand
Allotria zu treiben. Die Übermütigen stellten alles Mögliche und Unmögliche vor die Haustür, um ein Hinausgehen zu erschweren. Insbesondere wurde die Tür mit Brennesseln behangen, und dann
warteten alle, bis die Langschläferin sich sehen ließ. Sie hatte nun natürlich große Mühe, aus dem Hause zu kommen und musste sich dazu obendrein den Spott der anderen Mädchen gefallen lassen.
Hatte sie sich endlich unter heftigem Schimpfen herausgearbeitet, so wurde sie mit folgendem Spottvers empfangen:
Pingstebrut, du fule Hut,
Du läue Sack, du Berresack,
Du Kermeskopp, stehs üm 9 Uehr up,
Was du'n bettien ehr upstoahn
Harrn dij de Nettel gin Kwoad doahn!
Die “Pfingstebrut” musste diesen Vers den ganzen Tag bis zum Überdruss hören.
Des Nachmittags gingen die Bewohner von Uelsen nach Höcklenkamp zur „Pottbackerj“, wo jetzt Andree wohnt. Dort wurden auf einem „Töfelken“ allerhand
Kleinigkeiten feilgeboten. Geld zum Kaufen besaßen die Kleinen dann wohl, da man sich durch das Zeigen lassen der „Pfingstkronen“ eine kleine Summe zusammen gehamstert hatte. Die Pfingstkronen
wurden einige Tage vor dem Fest mit aller Sorgfalt hergestellt und bei Nachbarn, Verwandten und Bekannten herumgezeigt. Die kleinen Mädchen hielten ihre Krone unter der Schürze verborgen, die
Buben verbargen sie den Blicken mit ihrem Rücken, bis auf die Frage: „Will ast u beleewt, miene Pfingstekrone is sehn?“eine bejahende Antwort erfolgt war. Es kostete aber einige Pfennige, und der
so zusammengebrachte Schatz wurde von den Uelser Kleinen vorwiegend auf der Pottbackerj in Höcklenkamp verzehrt. Jetzt sieht man die Pfingstkrone nur noch vereinzelt über die Straße
gespannt.