Ankunft in New York (Beispielbild)
Zeitraum 1840 – 1890
Die Gründe für die Ausreise waren keinesfalls romantischer Natur – die meisten reisten aus purer Not, und nicht alle überlebten die enormen Strapazen der
Überfahrt. Für die Reedereien waren die Massen von Auswanderern ein gutes Geschäft.
Zunächst waren es vor allem verarmte Bauern aus Deutschland, die den Mut aufbrachten, nach Amerika auszuwandern. Nach der gescheiterten Revolution von 1848 gesellten sich zu ihnen auch viele Intellektuelle, die aus politischen Gründen ihr Land verlassen mussten. Es folgten Handwerker und andere Berufsgruppen, die in Deutschland keine Möglichkeit mehr sahen, finanziell zu überleben.
Gefährliche Überfahrt
Auch wenn die Schiffe, auf denen es nach Amerika ging, oft gut ausgestattet waren: Für die Auswanderer war die Fahrt eine Tortur. Während auf dem Oberdeck getafelt und gefeiert wurde, wurden im Zwischendeck die Auswanderer unter menschenunwürdigen Zuständen zusammengepfercht – je mehr, desto besser.
Erst allmählich setzten sich einige Bestimmungen durch, die den Menschentransport regeln sollten. So wurde die Höhe des Zwischendecks zunächst auf 1,72
Meter, später auf 1,83 Meter festgelegt, und es wurde zur Regel, dass jedem Auswanderer zumindest der Platz eines Bettes zustand. Auf 50 Passagiere kam eine Toilette; Krankheiten konnten sich so
in Windeseile ausbreiten.
Sechs Wochen dauerte die Reise auf einem Segelschiff. Die Dampfschiffe, die ab 1870 eingesetzt wurden und auf denen die hygienischen Verhältnisse besser waren, brauchten für die Fahrt nur noch zwei Wochen.
Nicht jeder erreichte das Ziel seiner Reise. Besonders in den Anfängen der Auswanderung starben zahlreiche Passagiere auf der Überfahrt. Aber auch später, als die Verhältnisse auch für die Zwischendeck-Passagiere etwas erträglicher geworden waren, blieben Gefahren nicht aus, wie man am Beispiel der Titanic sieht.
Auch von denjenigen, die ohne Probleme die Reise überstanden hatten, kam nicht jeder an sein Ziel. Denn in Amerika begann die Prozedur der Untersuchungen
und Desinfizierungen erneut – und manch einer, der nicht für gesund befunden worden war, wurde wieder zurückgeschickt.
Die anderen hatten das Ziel ihrer Träume erreicht. Für sie hieß es, sich in einem neuen Land mit einer neuen Sprache zurechtzufinden. Nicht jedem gelang
das, doch viele der fünf Millionen Einwanderer machten tatsächlich ihr Glück in der neuen Welt.
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Aus dem Kreisblatt vom 2.August 1876
Auswanderung in Uelsen
Fast zehn Prozent der Bevölkerung der Grafschaft Bentheim sind zwischen 1850 und 1880 ausgewandert.
Im Jahre 1865 berichtete die Wochenschrift für die Grafschaft Bentheim, dass 25 Menschen aus Uelsen nach Amerika auswandern wollten. Im Jahre 1866 wanderten
aus: B. Lenderink und Jacoba Frantzen aus Uelsen Im Jahr darauf Henrika Gerritsen aus Uelsen und Harm Elshus aus Bauerhausen sowie Kolon B. Voß aus Höcklenkamp.
Im Jahre 1868 verließen insgesamt 197 Auswanderer die Niedergrafschaft.
Berend Ottink aus Uelsen und seine Familie wanderten 1882 nach Michigan aus.
Die meisten der Auswanderer aus der Grafschaft nahmen ihren Weg über New York und viele Menschen zog es in den Staat Michigan. Dort hatten niederländische
Auswanderer aus Ommen den Ort „Holland“ gegründet. Die ehemaligen Grafschafter (darunter viele Bürger aus Uelsen) ließen sich in der Nähe nieder und nannten die Orte „Graafschap“ und
„Bentheim“.
Im Buch „850 Jahre Uelsen“ aus dem Jahre 1981 berichtet Dr. Geert Geerink über einen Besuch in Holland/Michigan, USA im Sommer 1980. Etwa 8 Kilometer von Holland entfernt liegt der Ort „East-Saugatuck“. Der Ortsname wurde von den Ureinwohnern übernommen und es handelt sich um eine Streusiedlung mit landwirtschaftlichen Betrieben und einigen Wohnhäusern.
Auf dem dortigen Friedhof sind insgesamt 45 Grabsteine zu finden mit Namen die ihre Herkunft in der Grafschaft (insbesondere Uelsen) haben.
Nachfolgend eine Aufstellung:
Aalderink / Alofs / Bergman / Boerrichter / Bouman / Brink / Broene / Brünink / ten Cate / Cook / Deters / Elshuis / Eppink / Grote / Haamberg / Harmsen / Helms / Hemmeke / Hilbrink / Holtvluwer / Hulst / Jonker / Jürries / Koning / Kunen / Lohuis / Lubbers / Markvluwer / Meiste / Nyhoff / Nyland / Oetman / Ortman / Ramaker / Rutgers / Schipper / Siebelink / Snoiink / Velthoff / Vos / Wassink / Wiegerink / Wolters / Zwaferink / Zuwerink.
Im Telefonbuch des Ortes tauchen weitere 31 Familiennamen mit Bezug zu Uelsen auf:
Alberts / Arends / Atman / Bakker / Beekman / Berghuis / Bloemendal / Bosman / Dalman / Dekker / de Coster / de Witt / Geerdink / Groteler / Grove / Hesselink / Hoffman / Imhoff / Janssen / Kuipers / Lohman / Mulder / Quade / Reimink / Slenk / Smit / van Dam / van Wieren / Velthuis / Visscher / Wolbrink.
Da viele der Familien aus dem Bereich Uelsen stammten, wollten diese den Ort „East-Saugatuck“ in „Ulsen“ umbenennen. Da ist dann aber daran gescheitert,
dass auch aus anderen Orten Familien zuzogen und einige Familien aus Uelsen dort nicht sesshaft blieben.