Die Familien Vos und Vorsanger

 

 Hans Vorsanger,

geb.- 15.07.1913 in Uelsen

Ermordet am 28.02.1943 in Auschwitz

 

 

Salomon (Sally) Vos, geb. 15.06.1905. Hat den 2. Weltkrieg überlebt. Später wohnhaft in Waterloo. 


Josef Vorsanger, geb. 1877 in Neuenhaus und Amalia Vorsanger, geb. Müller, geb. 1885 in Mechenich. Beide wurden am 05.03.1943 im KZ Sobibor ermordet.

 

 

 

Aufnahme vor dem Geschäft der Familie Vorsanger an der Itterbecker Straße in Uelsen. (später war hier das Lebensmittelgeschäft Peter Müller / danach Blumenladen Dini Baumann / seit 2020 leerstehend).

 

Personen von links: Josef Vorsanger, Hans Schillig, Amalia Vorsanger, Hans Vorsanger und Grete Schillig. Die beiden Familien waren direkte Nachbarn. Der Vater der beiden Kinder, Robert Schillig, war Sturmführer der SA und ranghöchstes Mitglied der NSDAP in Uelsen

 

 


 Die seit Ende des 18. Jahrhunderts in Uelsen ansässige Familie Vos verdiente ihren Lebensunterhalt durch Viehhandel und eine Schlachterei, zudem handelte sie mit Kohlen, Kalk, Baumaterialien, Honig, Wachs, Häuten und Fellen. Dem 1872 in Uelsen geborenen Hermann Vos wurde als deutscher Soldat im Ersten Weltkrieg das Eiserne Kreuz verliehen, er war viele Jahre Kommandeur und Präsident des Schützenvereins. Nach der Pogromnacht 1938 wurde er für einige Wochen im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Anfang 1942 wurden Hermann Vos und seine Ehefrau Johanna zwangsweise nach Neuenhaus in das Haus van der Reis (das sogenannte „Judenhaus“ in der Hauptstraße) eingewiesen. Am 29. Juli 1942 wurden sie von dort aus gemeinsam mit Samuel Süskind, den vier Geschwistern van der Reis und dem Ehepaar Steinburg nach Theresienstadt deportiert. Im September 1942 verbrachte man sie nach Treblinka, wo sie umkamen. Ihrem einzigen Sohn Salomon (genannt Sally) gelang es - nach vorübergehender Einweisung ins KZ Buchenwald - nach Belgien zu fliehen und letztlich auf abenteuerliche Weise zu überleben. 1966 besuchte er erstmals nach dem Krieg seinen Heimatort Uelsen, weitere Besuche folgten; 1989 wurde er als „Bürger des Jahres“ geehrt.

Johanna Vos, geb. Driels, geb. 07.04.1875 in Groß-Karben bei Frankfurt.

 

Hermann Vos, geb. 08.08.1872 in Uelsen

 

Beide wurden 1942 in das KZ Theresienstadt deportiert und wurden in Treblinka ermordet.

 

Deren Einzigen Sohn Salomon (Sally) mit Paul Ricken bei der Verleihung zum Bürger des Jahres1989.

Text: Siehe unten *

 


* Text zum Foto oben rechts:

 

Im Jahr 1987 hat sich die Historische IV. Kompanie vom Bürgerschützenverein Uelsen bei einer Nachstellung der Schlacht von Waterloo 1815 beteiligt. Die Kompanie hat die Gelegenheit genutzt um Salomon (Sally) Vos zu besuchen. Das Bild zeigt Sally Vos mit Günter Egbers im Gespräch. Seinen ersten Besuch von 36 Personen aus Uelsen hatte Sally Vos bereits 1967 erhalten. Schuster Georg Hesselink war der Initiator. Die Familien Vos und Hesselink waren früher unmittelbare Nachbarn in Uelsen gewesen.

Joseph Vorsanger wurde 1877 in Neuenhaus geboren, zog aber später nach Uelsen, wo er 1909 das Textilgeschäft der Familie Weersmann übernahm, bei der er zuvor schon das Schneiderhandwerk gelernt hatte. Im Ersten Weltkrieg war Joseph Vorsanger Kriegsfreiwilliger und wurde mit dem EK I ausgezeichnet, er kehrte als letzter Uelser Kriegsteilnehmer aus der Gefangenschaft zurück. Nach der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938, während der auch das Geschäft der Familie Vorsanger geplündert worden war, wurde Joseph Vorsanger für einige Wochen ins KZ Sachsenhausen verbracht, nach seiner Entlassung kehrte er nach Uelsen zurück, von wo er bald darauf mit seiner Frau Amalia nach Almelo/NL floh. Das Ehepaar wurde nach der Besetzung Hollands durch die Deutschen verhaftet, im Kamp Westerbork interniert und von dort aus am 2. März 1943 nach Sobibor deportiert. Joseph und Amalia Vorsanger starben im KZ Sobibor am 5. März 1943. Ihr Sohn Hans, 1913 in Uelsen geboren, hat vor der Flucht der Familie nach Holland im elterlichen Textilgeschäft gearbeitet. Er ging mit seinen Eltern nach Holland und tauchte dort unter. Nach seiner Entdeckung durch NSB-Leute brachte man ihn ins Kamp Westerbork, von wo er 1942 nach Auschwitz deportiert wurde. Er starb in Auschwitz am 28. Februar 1943. 

 

Zu Ehren der Mitglieder der Familien Vos und Vorsanger sind mittlerweile in Uelsen sogenannte Stolpersteine verlegt worden, auch stehen die Namen beider Familien auf den Stehlen am Mahnmal auf dem Mühlenberg. Zudem gibt es im Ort die Straße „Vos-Vorsanger-Hof“.

Quelle: www.uelsen-und-umgebung.de