Osterfeuer in Uelsen

 

                Rönneberg 1931                              Höcklenkamper Str. 2017

 

 

 

 

Wie in vielen anderen Grafschafter Orten haben die Osterfeuer auch in Uelsen eine lange Tradition. Im Jahr 1847 hat es auf dem damaligen „Karkendiek“ (2020 = Bürgerpark) ein Osterfeuer gegeben. Der Teich war wohl über 18 Wochen zugefroren und erst unmittelbar nach Ostern setzte Tauwetter ein.

 

Bis zum Ende der 1950er Jahre gab es Osterfeuer auf dem Mühlenberg (2020 Leichenhalle), auf Schulten Würde (2020 SDN-Pflegeheim), auf dem Rammelsbarg, auf dem Loarbarg und auf dem Rönneberg. Später noch für einige Jahre im Hollboom und im Waterfall. Seit 2007 brennt der SV Olympia Uelsen sein Osterfeuer beim Sportplatz an der Höcklenkamp Str. ab.

 

Das Osterfeuer mit der längsten Tradition war auf dem Rönneberg. Es fand fast ohne Unterbrechung von Ende der 1920er Jahre bis 1991 statt. Während früher das Holz mit dem Pferdefuhrwerk transportiert wurde, kam später ein LKW zum Einsatz. Er wurde für einige Jahre von der Firma Hans Schomaker und zuletzt vom Baustoffhandel Aalderink zur Verfügung gestellt.

 

Auch am Ablauf über die Ostertage wurde in den vielen Jahren wenig verändert. Die Verantwortlichen die zumeist in unmittelbarer Nähe vom Rönneberg wohnten, trafen sich zunächst am Ostersonnabend. Dann wurde schon ein großer Teil Holz besorgt und das Stroh. Natürlich durfte auch die Tonne mit Altöl sowie die alten Autoreifen nicht fehlen. Aus heutiger Sicht undenkbar für die Umwelt.

 

Der zweite Teil wurde Ostermontag erledigt. Dazu traf man sich bereits gegen 05.30 Uhr. Es wurde noch einmal Holz geholt sowie die Baumstämme für die vier „Teärtunnen“. Auf dem Rückweg wurde zunächst eine Gaststätte angesteuert. Viele Jahre war das der Gasthof Hölters (2020 Uelser Hof). In den letzten Jahren die Gaststätte Momann. Sie wurde seinerzeit von der Fam. Waszik betrieben. (2020 Friseurgeschäft) Hier gab es dann gegen 07.00 Uhr schon ein Bier und ein Korn.

 

Danach wurden die Restarbeiten erledigt und die vier Tonnen aufgestellt. Das war eine ziemliche „Sauerei“ weil sehr häufig das Altöl aus den Tonnen lief.

 

Jetzt kam der gemütliche Teil für die älteren Mitstreiter. Sie blieben mit Bier und Korn auf dem Rönneberg. Die jüngeren Mitglieder zogen los zum „sammeln“. Dazu wurden die Häuser um den Rönneberg sowie am Garten- und Eschweg und am Brink aufgesucht. Zumeist gab es je Haus einen Betrag zwischen 1,-- und 5,-- DM. Dazu noch eine kleine Anekdote. Bei einer Familie die noch nicht lange in Uelsen wohnte, wurde auch geklingelt und wie bei allen Häusern gesagt: „Wir sammeln für das Osterfeuer auf dem Rönneberg.“ Die Antwort: „Wollt ihr Holz haben?

 

Am Abend gegen 20.00 Uhr traf sich dann der „Teärtunnenverein“ bei seinem „Vereinslokal“ Hölters. Nach dem Abriss der Gaststätte gab es verschiedene Treffpunkte. Es ging dann mit Pechfackeln Richtung Rönneberg. Unterwegs wurden Lieder gesungen wie „Drei Lilien“ oder „Ein Fähnrich zog zum Kriege“. Später bekam der Verein Unterstützung durch den Spielmannszug der viele Jahre auf dem Rönneberg mit von der Partie war.

 

Nach dem Anzünden wurden Getränke und Süßigkeiten an die Besucher verteilt.

 

Für das Osterfeuer 1992 wurde keine Genehmigung mehr erteilt. Eigentlich auch mehr als verständlich wenn man sich die dichte Bebauung am Rönneberg einmal betrachtet.

 

 

 

 

 

Schulten Würde

Mitte der 1930er Jahre

 

 

 

 

 

 

 

Rönneberg ca. 1935

 

 

 

 

 

Loarbergsweg Ende 1930er Jahre

 

Uelser Osterfeuer. Bericht aus dem "Bentheimer Heimatkalender 1938"

Aus dem Bentheimer Heimatkalender 1938

Verfasser Kaufmann Wilhelm Frantzen

 

Übersetzung (siehe oben)

Etwas vom Uelser Osterfeuer

Als ich so ungefähr 10 Jahre alt war, brannten wir unser Osterfeuer auf dem Osterberg hinter der fürstlichen Windmühle ab. (Anmerkung = 2024 Bereich Leichenhalle). Und auch schon die heute älteren Leute haben es hier immer abgebrannt. Und es wird gesagt, auch deren Vorfahren schon. Die Menschen von der Hoogen Stroate (2024 Wilsumer Straße) hatten ihr Feuer auf dem Loarberg und die vom Brink auf dem Rönneberg.

 

So war es schon vor 1914 und so ist es heute noch immer so. Um bei der Wahrheit zu bleiben, so wurde einmal von diesem Brauch abgewichen. Mein verstorbener Großvater erzählte von einem sehr strengen Winter. Es muss im Jahr 1847 gewesen sein. 18 Wochen konnte man Schlittschuhlaufen und das auch noch auf dem Osterberg. Da haben die Leute, weil die Möglichkeit bestand, die Teertonnen und das Osterfeuer auf dem Eis vom Karkendiek (2024 = Bürgerpark) abgebrannt. Einen Tag später setzte Tauwetter ein. Das war schon eine verrückte Geschichte.

Die Schuljungen haben jedes Jahr viel Arbeit mit dem Osterfeuer. Ich sage: Jedes Jahr! Woher das kommt – Ich weiß es nicht. Und da ist auch kein Polizist oder Bürgermeister der das anordnet. Wenn die Zeit gekommen ist, heißt es nur: „Es muss gemacht werden!“ Wenn der Silvesterabend mit Böllern und Beiern vorbei ist und alle Neujahrskuchen aufgegessen sind, dann fangen die Schuljungen von allein an, Zweige zu sammeln. Sie nehmen es nicht ganz so genau. Sie tragen zusammen, was sie finden können und auch einige Tannen, die nicht dafür vorgesehen sind, müssen dran glauben. Die Tannen vom Fürsten sind kurz hinter dem Osterberg und auch Buchen wollen wohl gut brennen. Einige Bauern jagen schimpfend hinter den Schuljungen her. Aber das ist egal. Denn als die Bauern selbst Schuljungen waren, nahmen sie es auch nicht so genau. Wenn die Zweige zu groß sind, wird ein Seil angebunden und die ganze Gruppe zieht mit: Hü und Hott“. Mindestens an zwei Nachmittagen in der Woche geht das so.

In der letzten Woche vor Ostern fällt dann sehr viel Arbeit an. Die Brinker haben ihren Holzhaufen schon größer. Und das kann nicht sein! Bauer Hämer (Holthuis) muss anspannen. Es hilft ihm alles nichts. Er muss mit Pferd und Wagen zum Weißen Berg. Da liegt Holz in großer Menge. Zwei Wagen voll – das wird uns weiterhelfen.

 

Jeden Abend bleiben einige Leute beim Osterfeuer. Das muss sein, damit niemand Etwas wegholt. Jeder will das größte Osterfeuer haben.

Am zweiten Ostertag, morgens um fünf Uhr, kommen die größeren Jungen zusammen. Sie haben gestern schon etwas Schnaps und Bittern besorgt. Sie bauen die Teertonnen zusammen. Die Kaufleute, früher war es zumeist der alte Weersmann, haben 3 Ballen Stroh gegeben. In die Tonnen kommt: Kleinholz, Teer, Stroh und Fahrradreifen. Die Tonnen werden dann auf drei kleinere Tannenstämme gesetzt und um den Holzhaufen aufgerichtet. Und jetzt ist das Osterfeuer fertig.

 

Am Abend gegen 20.00 Uhr, wenn die Sonne untergegangen ist und die Ostereier gegessen sind, dann gehen die Leute, einige mit ihren Kindern an der Hand, am Karkendiek und beim Friedhof vorbei zum Osterberg. Und die Jugendlichen, die bei den Teertonnen geholfen haben (Teertonnenjungs genannt) kommen um Punkt acht Uhr zusammen und singen dabei. Sie haben zwei Ballen Stroh und ein paar Liter dabei.

 

Früher, als Buttjan noch lebte, hatten sie auch noch eine Leiter dabei. Auf der Leiter wurde Buttjan auf dem Rückweg getragen. Er ist schon vor einiger Zeit verstorben. Und manchmal ist es im Leben kurios. Er wurde am 2. Ostertag beerdigt und denselben Weg lang getragen, nur diesmal auf der Totenleiter.

 

Das Feuer wird angesteckt. Wenn es mit Stroh allein nicht geht, dann wird etwas Teer drauf gekippt. Der Teer glüht und raucht und dann ist das Feuer voll entfacht. Die Schnapsflasche wird herumgereicht und jeder gibt ein paar Groschen. Es wird gesungen, zumal alte Soldatenlieder.

Überall brennt es nun. Auf dem Loarberg, auf dem Rönneberg, auf dem Spöllberg in Gölenkamp und auf den Neegenbarge in Hardingen. Man sieht wohl an fast 20 Stellen Feuer brennen. Früher waren es noch viel mehr. Die ganze Luft riecht nach verbranntem Holz. Das Feuer glüht rot wie Blut. Die Leute stehen im Kreis um das Feuer. Vorne schwitzen sie und hinten ist ihnen kalt. Sie stehen und schauen ins glühende Feuer und singen zusammen das schöne alte Lied: „Ein Fähnrich zog zum Kriege“. Als Erste gehen die alten Leute und die Kinder nach Haus. Die Jugendlichen springen und toben ums Feuer und einige Mutige springen auch dadurch. Gegen 22.00 Uhr ist es zumeist beendet und die Letzten singen die Straße zurück Richtung Dorf und feiern da noch weiter. Die Alten und die Kinder kriechen unter die warme Bettdecke.

Keiner weiß genau, wie lange es her ist, das auf dem Osterberg bei Uelsen das erste Mal ein Osterfeuer abgebrannt wurde. Und selbst die alten Leute können nicht sagen, warum das Feuer abgebrannt wird. Aber Alle wissen, das jedes Jahr auf dem Osterberg, auf dem Loarberg und auf dem Rönneberg die Uelser ihr Osterfeuer abbrennen müssen.

Und das muss auf jeden Fall so bleiben. Denn es ist ein alter Brauch!

 

 

 

 

 

 

Waterfall 1950er Jahre

 

 

 

 

 

 

Rönneberg 1970er Jahre

 

 

Rönneberg 1990

 

 

 

Obere Reihe von links: Klaus Cienski / Bernhard Gielians / Heino Spickmann / Gerold Voet / Heinrich Markert / Hubert Rosenberg / Heinz Kamphuis / Manfred Geske / Johann Damm

 

Untere Reihe von links: Heiko Wolf / Frank Wolf / Detlef Geske / Jens Geske / Thorsten Voet